Viele Eltern stehen beim Kauf eines Kindersitzes vor der gleichen Frage: Welcher Sitz ist der richtige für mein Kind. Die Begriffe Gruppe 0, 0+, 1, 2, 3 oder i-Size wirken auf den ersten Blick verwirrend. Dabei steckt hinter diesen Normen ein klares System, das Sicherheit und Komfort im Auto gewährleisten soll.
In diesem Artikel erfährst du, wie die einzelnen Gruppen aufgebaut sind, welche Unterschiede es zwischen den klassischen Normen und i-Size gibt und welcher Sitz für dein Kind passt. So kannst du eine sichere Entscheidung treffen, ohne dich durch komplizierte Fachsprache kämpfen zu müssen.
Warum gibt es Kindersitz-Normen und Gruppen?
Ein Kindersitz ist nicht einfach ein Zubehör. Er ist ein gesetzlich vorgeschriebenes Sicherheitssystem, das Leben retten kann. In der Schweiz müssen Kinder bis zum 12. Geburtstag oder bis zu einer Körpergröße von 150 cm in einem passenden Sitz gesichert sein. Diese Vorgabe gilt, weil normale Fahrzeuggurte für Kinder zu groß sind und im Ernstfall nicht ausreichend schützen.
Die Normen und Gruppen helfen Eltern dabei, den passenden Sitz auszuwählen. Sie orientieren sich am Gewicht oder an der Größe des Kindes. So wird sichergestellt, dass jedes Kind stabil sitzt und die Schutzsysteme korrekt greifen. Ohne diese klare Einteilung wäre es für Eltern fast unmöglich, die richtige Entscheidung zu treffen.
ECE R44/04 – Die klassischen Gruppen (0–3)
Die ältere Norm ECE R44/04 teilt Kindersitze in feste Gruppen ein. Die Einteilung basiert auf dem Gewicht des Kindes. Diese Gruppen sind vielen Eltern bekannt, da sie lange der Standard waren. Noch heute sind viele Sitze nach dieser Norm zugelassen, auch wenn sie in den kommenden Jahren schrittweise durch i-Size ersetzt werden.
Gruppe 0 – Babyschalen bis ca. 10 kg
Diese Gruppe ist für Neugeborene und Säuglinge gedacht. Die Sitze werden rückwärtsgerichtet im Auto befestigt, damit Kopf und Nacken im Falle eines Aufpralls bestmöglich geschützt sind. Sie eignen sich in der Regel bis zum Alter von 6 bis 9 Monaten.
Gruppe 0+ – Babyschalen bis ca. 13 kg
Gruppe 0+ ist die erweiterte Variante. Diese Sitze sind ebenfalls rückwärtsgerichtet und bieten mehr Platz sowie längere Nutzung. Für viele Eltern ist dies die erste Wahl, da Kinder meist bis etwa 12 bis 15 Monate darin sicher sitzen können.
Gruppe 1 – Sitze für 9 bis 18 kg
Diese Gruppe ist für Kleinkinder im Alter von rund 1 bis 4 Jahren vorgesehen. Die Sitze lassen sich vorwärtsgerichtet nutzen, häufig mit Hosenträgergurt oder Fangkörper. Wichtig ist, dass das Kind stabil und fest im Sitz sitzt, ohne zu viel Bewegungsfreiheit.
Gruppe 2 – Sitze für 15 bis 25 kg
Ab etwa 4 Jahren wechseln Kinder in Gruppe 2. Diese Sitze bestehen meist aus einer Sitzerhöhung mit Rückenlehne. Das Kind nutzt bereits den normalen Fahrzeuggurt, der durch den Sitz in die richtige Position geführt wird.
Gruppe 3 – Sitze für 22 bis 36 kg
Die letzte Gruppe deckt Kinder bis etwa 12 Jahre ab. In diesem Alter reicht eine Sitzerhöhung, die dafür sorgt, dass der Fahrzeuggurt korrekt über Schulter und Becken verläuft. Manche Modelle kombinieren Gruppe 2 und 3, sodass sie über viele Jahre hinweg nutzbar sind.
Übersicht in Kürze:
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Gruppe |
Gewicht des Kindes |
Alter |
Sitztyp |
|
0 |
bis 10 kg |
0–9 Monate |
Babyschale, rückwärts |
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0+ |
bis 13 kg |
0–15 Monate |
Babyschale, rückwärts |
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1 |
9–18 kg |
1–4 Jahre |
Kindersitz, meist vorwärts |
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2 |
15–25 kg |
4–7 Jahre |
Sitzerhöhung mit Rückenlehne |
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3 |
22–36 kg |
6–12 Jahre |
Sitzerhöhung |
Diese Einteilung macht deutlich, dass der nächste Sitz nicht allein vom Alter abhängt, sondern immer auch vom Gewicht. Eltern sollten deshalb regelmäßig prüfen, ob ihr Kind noch in die aktuelle Gruppe passt.
ECE R129 (i-Size) – Die neue Norm
Die Norm ECE R129, besser bekannt als i-Size, löst nach und nach die ältere ECE R44/04 ab. Sie stellt strengere Anforderungen an die Sicherheit und erleichtert Eltern die Auswahl eines passenden Sitzes. Im Unterschied zu den klassischen Gruppen erfolgt die Einteilung nicht mehr nach Gewicht, sondern nach der Körpergröße des Kindes.
Einteilung nach Größe
Ein i-Size-Sitz ist für einen bestimmten Größenbereich zugelassen, zum Beispiel 40–75 cm oder 100–150 cm. Eltern können dadurch sofort erkennen, ob der Sitz zu ihrem Kind passt, ohne Gewichtstabellen prüfen zu müssen.
Verbesserter Seitenaufprallschutz
Alle i-Size-Sitze müssen strenge Tests zum Seitenaufprallschutz bestehen. Diese Vorgabe gab es in der alten Norm nicht. Dadurch sind Kinder im Falle eines seitlichen Unfalls besser geschützt, besonders Kopf und Oberkörper.
Nutzung von Isofix
i-Size setzt fast immer auf Isofix. Dieses Befestigungssystem reduziert Einbaufehler, weil der Sitz direkt mit der Fahrzeugkarosserie verbunden wird. Eltern müssen nicht mehr nur auf den Fahrzeuggurt vertrauen, was die Sicherheit deutlich erhöht.
Rückwärtsfahren bis 15 Monate Pflicht
Ein weiterer Unterschied ist die Pflicht, Kinder bis mindestens 15 Monate rückwärtsgerichtet zu transportieren. Studien zeigen, dass diese Position bei kleinen Kindern den besten Schutz für Kopf und Nacken bietet.
Zukunftssicherer Standard
ECE R129 wird die alte Norm schrittweise vollständig ersetzen. Viele Hersteller bieten bereits ausschließlich i-Size-Modelle an. Wer heute einen neuen Sitz kauft, sollte deshalb möglichst auf ein i-Size-Modell setzen.
Wichtige Punkte in Kürze:
-
Einteilung nach Größe, nicht nach Gewicht
-
Pflicht zum rückwärtsgerichteten Fahren bis 15 Monate
-
Isofix-Befestigung für mehr Sicherheit
-
Verbesserter Seitenaufprallschutz
-
Zukünftiger Standard in Europa und der Schweiz
i-Size vs. klassische Gruppen – der Unterschied
Die alte Norm ECE R44/04 und die neue Norm ECE R129 (i-Size) unterscheiden sich grundlegend in ihrer Einteilung und ihren Sicherheitsstandards. Wer einen Kindersitz kaufen möchte, sollte die Unterschiede kennen, um eine sichere Entscheidung zu treffen.
Klassische Gruppen nach Gewicht
-
Orientierung ausschließlich am Körpergewicht
-
Gruppen 0 bis 3 mit festen Gewichtsspannen
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Eltern müssen regelmäßig prüfen, ob das Kind das Gewichtslimit überschritten hat
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Seitenaufprallschutz nicht verpflichtend
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Befestigung häufig mit Fahrzeuggurt oder Isofix
i-Size nach Körpergröße
-
Orientierung an der Körpergröße des Kindes
-
Sitze sind für bestimmte Größenbereiche zugelassen, z. B. 40–75 cm oder 100–150 cm
-
Pflicht zum rückwärtsgerichteten Fahren bis mindestens 15 Monate
-
Seitenaufprallschutz gesetzlich vorgeschrieben
-
Befestigung in der Regel mit Isofix
Vergleich in der Übersicht
|
Merkmal |
ECE R44/04 (klassisch) |
ECE R129 (i-Size) |
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Einteilung |
Gewicht (kg) |
Größe (cm) |
|
Rückwärtsfahren |
empfohlen |
Pflicht bis 15 Monate |
|
Seitenaufprallschutz |
nicht vorgeschrieben |
verpflichtend |
|
Befestigung |
Gurt oder Isofix |
überwiegend Isofix |
|
Zukunft |
läuft aus |
neuer Standard |
Was Eltern wissen müssen
-
ECE R44/04-Sitze sind noch zugelassen, werden aber langfristig verschwinden.
-
i-Size bietet mehr Sicherheit und klare Orientierung an der Größe.
Mehr Details zum Vergleich zwischen i-Size (R129) und R44 findest du hier: [i-Size (R129) vs R44 Kindersitze: Alles, was Eltern 2025 wissen müssen].
Welcher Sitz passt zu meinem Kind?
Ein Kindersitz muss zu deinem Kind passen, nicht umgekehrt. Entscheidend sind Größe und Gewicht, das Alter hilft nur als Orientierung. Wenn du unsicher bist, prüfe immer die Angaben auf dem Etikett des Sitzes.
Neugeborene und Babys
Ein Neugeborenes gehört in eine Babyschale. Diese Sitze sind nach Gruppe 0 oder 0+ zugelassen oder entsprechen bei i-Size meist einem Bereich von 40–75 cm. Sie werden rückwärts eingebaut, weil kleine Kinder bei einem Frontalaufprall so am besten geschützt sind.
Kleinkinder
Sobald ein Kind aus der Babyschale herausgewachsen ist, folgt ein Sitz der Gruppe 1 oder ein i-Size-Modell für etwa 60–105 cm. Wichtig ist, dass das Kind so lange wie möglich rückwärts fährt. Der Kopf und der Nacken bleiben dabei deutlich besser geschützt.
Vorschulkinder
Ab ungefähr 15 kg Körpergewicht oder ab etwa einem Meter Körpergröße kommt Gruppe 2 oder ein entsprechender i-Size-Bereich in Frage. Diese Sitze kombinieren den normalen Fahrzeuggurt mit einer Sitzerhöhung, die den Gurt korrekt führt.
Schulkinder
Bis 12 Jahre oder bis zu einer Größe von 150 cm braucht jedes Kind einen passenden Sitz. In dieser Phase reicht oft eine Sitzerhöhung mit Rückenlehne aus (Gruppe 3 oder i-Size 100–150 cm). Erst wenn die Gurtführung ohne Sitz stimmt, darf ein Kind ohne Kindersitz fahren.
FAQ
Ab wann darf ein Kind ohne Kindersitz fahren?
In der Schweiz gilt die Pflicht bis zum 12. Geburtstag oder bis zu einer Körpergröße von 150 cm. Erst wenn das Kind größer ist oder älter, darf es ohne Kindersitz im Auto mitfahren.
Was ist sicherer: i-Size oder die klassischen Gruppen?
i-Size bietet mehr Sicherheit. Sitze nach dieser Norm müssen Seitenaufpralltests bestehen und setzen fast immer auf Isofix. Die alten Gruppen sind zwar noch erlaubt, werden aber nach und nach ersetzt.
Kann ich einen gebrauchten Kindersitz verwenden?
Das ist nur sinnvoll, wenn du die komplette Vorgeschichte des Sitzes kennst. Nach einem Unfall darf ein Sitz nicht mehr genutzt werden. Prüfe auch immer das Prüfsiegel und das Ablaufdatum des Herstellers.
Wie lange sollte ein Kind rückwärtsgerichtet fahren?
Mindestens bis 15 Monate, besser noch länger. Experten empfehlen, Kinder bis etwa 4 Jahre rückwärts zu transportieren, weil Kopf und Nacken so besser geschützt sind.
Passen alle i-Size-Sitze in jedes Auto?
Nein. i-Size-Sitze sind für Fahrzeuge zugelassen, die i-Size-Sitzplätze haben. Viele neue Autos sind dafür ausgestattet. Vor dem Kauf solltest du prüfen, ob dein Fahrzeug kompatibel ist.
Muss ich bei i-Size noch auf das Gewicht achten?
Die Einteilung erfolgt nach Größe. Trotzdem geben Hersteller ein Maximalgewicht an, das du beachten solltest, um die Sicherheit deines Kindes zu gewährleisten.